Reloaded: Nachgefragt bei … Irina

Screenshot von buecher.ueber-alles.netFoto: Irina Ditter

Vor mehr als sechs Jahren startete ich meine Interviewreihe „Nachgefragt bei …“, in der es um das Bloggen und Lesen ging. Meine erste Interviewpartnerin war Irina von buecher.ueber-alles.net, welche ich im Januar 2011 befragte. Heute bekommt dieses Interview eine Fortsetzung. Wie denkt Irina, die seit März 2009 bloggt, heute über die Fragen von damals? Haben sich ihre Lesevorlieben geändert? Bloggt sie heute anders? Dies und mehr erfahrt Ihr hier! Auf der zweiten Seite findet Ihr das Originalinterview von damals, einfach unten weiterblättern.

Hat sich in den Jahren seit deinem Interview die Ausrichtung deines Blogs geändert oder gab es andere gravierende Änderungen am Blog?

Mein Blog ist als Lesetagebuch gestartet, wurde dann zu einer Art „Infoportal“ und ist jetzt – nach einer langen Auszeit (weniger als dreißig Beiträge in drei Jahren)  wieder ein fast reiner Rezensionsblog.

Verwendest du mehr oder weniger Zeit zum Bloggen als früher?

Deutlich weniger. Früher habe ich nicht nur Rezensionen geschrieben, sondern auch noch regelmäßig ziemlich umfassend über Liebesroman-Neuerscheinungen („Druckfrisch“) und News aus dem Buchumfeld („Buchsplitter“) berichtet. Diese beiden Rubriken haben irrsinnig viel Zeit gekostet, und ich bin froh, dass ich sie eingestellt und mich damit entlastet habe. So was kann man dauerhaft nur leisten, wenn man es professionell macht und sein Geld damit verdient.

Was sind aus deiner Sicht die größten Veränderungen bei den Buchbloggern?

Ich verfolge so gut wie keine Buchblogs, insofern kann ich zur „Szene“ nichts sagen.

Fast jeder langjährige Buchblogger hat schon einmal eine Flaute erlebt, wo er wenig bis überhaupt nicht gebloggt hat. Was hat dich zum Weitermachen bewegt?

Oh, das mit der Flaute kommt mir bekannt vor. Ich hab erst Anfang des Jahres wieder angefangen zu bloggen – nach drei Jahren, in denen ich nur mal sporadisch von mir habe hören lassen. Das lag daran, dass ich in der Zeit sehr wenig gelesen und mich kaum mit dem Thema Bücher beschäftigt habe – und wenn ich mal was gelesen habe, dann hatte ich keine Lust, eine Rezension zu schreiben.

Keine Ahnung, warum, aber im letzten Quartal 2016 ist dann meine Leselust wieder schlagartig angestiegen, ebenso wie Anfang dieses Jahres mein Bedürfnis, mich anderen mitzuteilen und die gelesenen Bücher zu dokumentieren. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie lange meine Lese- und Schreiblust anhalten werden; hoffen wir das Beste. Ich werde den Blog jedenfalls nie wieder zu einer Pflichtaufgabe machen und mich zu Postings zwingen, also werde ich ihn vielleicht irgendwann wieder für eine Weile ruhen lassen, falls die nächste Leseflaute kommt und ich keine Lust aufs Schreiben von Reviews habe.

Viele Blogger haben ihren Buchblog in den letzten Jahren aufgegeben, sei es aus Zeitmangel oder sich verändernden Interessen. Welche drei Buchblogger vermisst du am meisten?

Bibliomanie

Susis Bücherblog – der ist zwar nicht weg, aber Susi schreibt entschieden zu wenig.

Zwillingsleiden

Zum Glück bin ich mit einigen Bloggern, die ihren Blog nicht mehr pflegen, auf Goodreads befreundet, sodass ich trotzdem noch von ihnen lese und mich hin und wieder mit ihnen austauschen kann. Und vielleicht kriegt ja der eine oder andere irgendwann wieder Lust zu bloggen, so wie ich.

Hat sich dein Anspruch an eine gute Rezension geändert?

Nein.

Und wie früher wie ich mir auch heute noch wünschen, dass die Leserinnen kritischer sind und sich öfter mal trauen, Bücher schlecht zu beurteilen, statt alles toll zu finden oder schlechte Bücher totzuschweigen.

Ist deine Einstellung zu Rezensionsexemplaren mittlerweile eine andere?

Nicht wirklich. Ich hab früher so gut wie keine Rezensionsexemplare angenommen bzw. angefragt, heute GAR nicht mehr.

Liest du mehr oder weniger als früher?

Das schwankt. Ich hatte Jahre, da hab ichs (dank entspannender Urlaube) gerade mal auf zwanzig Bücher gebracht. Im Moment les ich so viel wie schon seit Ewigkeiten nicht (72 Bücher vom 1.1.–19.4.), das kann sich bei mir aber schnell ändern. Wenn ich auf etwas Lust habe oder etwas neu entdecke, bin ich der exzessive Typ – bin ich nach einer Weile „satt“, verkehrt sich das oft ins Gegenteil.

Ist dein Lieblingsgenre unverändert? Oder hast du mittlerweile einen anderen Lesegeschmack?

Mein Lieblingsgenre sind nach wie vor Liebesromane. Allerdings habe ich die Historicals etwas über und lese im Moment vorwiegend zeitgenössische Liebesromane mit Sport-, insb. Eishockey-Setting. Ich habe aber fest vor, auch wieder öfter zu Historicals zu greifen, ein paar neue hochgelobte Autoren auszuprobieren und wenigstens bzgl. der Neuerscheinungen meiner Lieblingsautoren up to date zu bleiben.

Gar nichts mehr anfangen kann ich mit Fantasy, Paranormal Romances und den ganzen Young-Adult-Büchern, die nach wie vor den Markt überschwemmen – für Letztere bin ich wirklich in 99% der Fälle zu alt, wie ich immer wieder feststelle, wenn ich versehentlich eines erwische (zuletzt Simone Elkeles’ Paradise-Bücher), weil ich mir nicht klarmache, womit ich es zu tun habe.

Durch das Fortschreiten der Technik sind eBooks wesentlich häufiger als früher. Auch ist es leichter geworden, an Hörbücher zu kommen. Hat dies auch deine Lesegewohnheiten verändert?

Hörbücher hör ich nur ganz, ganz selten, aber E-Books sind bei mir schon seit Jahren ein großes Thema. Ich lese im Romanbereich fast ausschließlich E-Books – ich glaube, ich hab mir 2016 nur zwei gedruckte Bücher gekauft: eine Alessandro-del-Piero-Biografie, weil es die nicht digital gab, und einen Historical von Julia Quinn.

Ich finde E-Books so viel praktischer: Ich kann mir die Schrift so einstellen, dass ich ganz bequem und ohne Anstrengung lesen kann (auch bei schlechtem Licht oder gar im Dunklen, während mein Mann schon schläft), ein E-Reader ist handlich und unempfindlich, man kann super einfach und schnell Markierungen und Notizen erstellen und man kann E-Books ganz spontan jederzeit runterladen – sie sind innerhalb von Sekunden verfügbar. Außerdem lese ich im Moment fast nur englische Bücher, und da sind die E-Book-Versionen deutlich günstiger als die Printversionen.

Hat sich etwas bei deinem SuB verändert?

Einen aktuellen SuB aus verstaubten Print-Büchern ist bei mir kein Thema mehr, weil ich – wie gesagt – praktisch keine gedruckten Bücher mehr kaufe. Allerdings gibt es noch die ganzen Altlasten; ich hab zwar schon vieles aussortiert, aber hier stehen immer noch jede Menge Bücher ungelesen rum, die ich sicher auch nie lesen werde. (Dabei fällt mir ein, dass ich die aussortierten Exemplare schon längst auf meinem Blog anbieten wollte …)

Was E-Books angeht, gibt es bei mir keinen wirklichen SuB, sondern nur ellenlange, völlig unübersichtliche Listen bei Goodreads mit Büchern, die ich unbedingt oder vielleicht lesen möchte. Aufgrund der sofortigen Verfügbarkeit kaufe ich die aber normalerweise erst dann, wenn ich unmittelbar Lust darauf habe. Ganz selten schlag ich mal bei einem Vorbesteller-Angebot zu, aber das ist wirklich die Ausnahme. Im Moment besteht mein digitaler SuB aus acht Büchern, wobei drei davon Vorbestellungen sind.

Wenn ich mir die restlichen fünf Bücher so anschaue, ist es gut, dass ich wenig auf Vorrat kaufe, denn ich hätte gerade auf keines von ihnen Lust – und wer weiß, ob sich das je wieder ändern wird. Die Welt dreht sich so schnell …

Und zu guter Letzt: Wenn du auf das erste Interview schaust, würdest du eine Frage anders beantworten und wenn ja, was wäre deine heutige Antwort drauf?

Einige Antworten habe ich hier ja schon modifiziert bzw. aktualisiert. Ansonsten kaufe ich inzwischen nichts mehr bei Book Depository und ich bin neuerdings wieder viel bei Goodreads unterwegs, wo ich auch die meisten Buchtipps herkriege. (Zum Glück schlagen die sich aber ja nur in explodierenden Listen und nicht in Käufen nieder, ganz im Gegensatz zu früher!)

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!

Und nun meine Fragen an Euch als Leser: Hat Euch das Interview gefallen? Mögt Ihr die Neuauflage von den Fragen und vom Layout her? Wünscht Ihr Euch weitere Reloaded-Interviews?

9 Kommentare

  1. Schönes Interview. Ich bin sehr froh, dass Irina wieder bloggt. Auch wenn ich auf dem Blog weniger kommentiere als früher (lese halt immer am Tablet). 🙂 Sonst lese ich ja kaum noch Blogs, da es den Google Reader nicht mehr gibt, den ich immer genutzt habe.

    Ich würde auch gerne mehr rezensieren, aber da ist wieder das Problem, dass es sich am Tablet schlecht schreibt. Und ich den PC nur alle Jubeljahre mal anmache ^^ Und mein Blog ist eh so tot, da lohnt es sich quasi nicht neuanzufangen. Außerdem habe ich keine Spoiler-Funktion auf dem Blog, die ich bei GR echt liebe 😀

    Mehr Interviews wären immer gut! 🙂

    • Danke 🙂 Vielleicht ist das einer der Hauptgründe, warum Kommentare so stark abgenommen haben. Sehr viele Menschen sind ja hauptsächlich mit Smartphones und Tablets im Internet unterwegs. Und kommentieren empfinde ich tatsächlich mobil als anstrengender …

      Bei Blogspot kenne ich die technischen Möglichkeiten nicht, aber bei WordPress gibt es extra Apps zum bloggen und dann Plugins, um Funktionen im Blog hinzuzufügen. Ich finde es mit der App etwas fummelig, aber es ist wesentlich leichter als die normale Web-Ansicht.

  2. Ich finde es schön, dass du diese Rubrik wieder aufgenommen hast – und als Neueinstieg Irina nochmal zu interviewen und quasi Bilanz ziehen zu lassen, ist eine tolle Idee. Spannend, so ein Rückblick und Vergleich, was sich seit damals geändert hat.

    • Ja, ich finde das auch sehr spannend. Grad weil solche Vergleiche nicht überall zu finden sind. Ich muss mir jetzt mal überlegen, ob ich sozusagen auch das „Original“ wieder aufleben lasse.

  3. Pingback: Bücher über alles » [Flashback] April 2017

  4. Ich fände es spannend zu sehen, ob sich bei den anderen „Originalteilnehmern“ ebenso viel verändert hat wie bei mir bzw. ob es die Blogs überhaupt noch gibt. Mein Blog war ja vor nem halben Jahr auch noch Brachland.

    Erschreckend finde ich die Vorstellung, dass die Leser die Blogs nur noch mit mobilen Geräten ansurfen, vor allem mit Handys. Wenn ich mir ausmale, dass ich meine Mega-Rezensionen mit nem Handy lesen müsste, oh weh! Bis man da überhaupt zur Kommentarfunktion gelangt, ist einem ja der Finger abgefallen! Schätze, ich sollte mich dringend kürzer fassen! 😉 Mit einem Handy irgendwo zu kommentieren, kann ich mir übrigens auch nicht vorstellen; mit einem Tablet fände ich es aber kein Problem.

    Nach wie vor ist es schade, dass die Leute sich nicht mal zu kurzen Kommentaren aufraffen, denn sind wir ehrlich: Die Kommentare sind doch das Einzige, was uns zeigt, dass wir wirklich gelesen werden.

    • Ich habe mir grad mal die Liste angeschaut und würde sagen, 3/4 der Blogger bzw. Blogs sind noch da, wenn auch teilweise unter neuer URL oder mit weniger Blogteammitgliedern. Da gäbe es also reichlich Kandidaten, die ich anfragen könnte 🙂 Muss mir nur mal Gedanken über die Kriterien machen, wie ich auswähle.

      Die Vorstellung, dass alle nur noch mobil lesen, finde ich auch ziemlich erschreckend. Grad längere Beiträge wie Rezensionen, aber auch Reportagen etc. lesen sich für mein Empfinden viel bequemer an einem großen Bildschirm. Aber wenn ich mir meine Blogstatistiken anschaue, dann sind es hier 2/3 Dektop-Leser und 1/3 Mobil- oder Tablet-Leser. Einer der Gründe, warum ich endlich ein anderes Theme wollte, denn das hier ist nun responsiv, hat also eine gescheite mobile Darstellung.

      Und ich stimme dir auf jedem Fall zu: Kommentare sind der Goldstandard, was das gelesen werden angeht. Wenn keiner kommentiert, können die Klickzahlen noch so gut sein. Gefühlsmäßig schreibe ich dann ins Nichts. Weshalb ich mir auch immer wieder vornehme, mehr bei anderen zu kommentieren.

  5. Das ist mal eine richtig schöne Idee, das Interview nach Jahren nochmal zu führen. Mich würden weitere Neuauflagen auch sehr reizen. 😉

    Zu der Handy Sache: Ich lese inzwischen sehr viel mobil und zwar sowohl mit Handy als auch mit Tablet. Mit dem ersteren aber auch erst, seit ich ein etwas größeres habe. 😉
    Meistens lese ich mich kurz den Feed und markiere mir dann die Beiträge, bei denen ich länger kommentieren will – und das mache ich dann in aller Ruhe später am Laptop.

    • Hallo Helma, danke für deinen Kommentar 🙂 Ich sehe schon, Interesse ist definitiv vorhanden.

      Danke auch für den Einblick. Die Methode mit dem Markieren erscheint mir ganz gut praktikabel. Aber zumindest bei mir ist es so, dass ich paar Stunden später gar nicht mehr so große Lust auf dem Kommentar habe, wie wenn der Beitrag ganz frisch gelesen ist. Ich vermute, dass es anderen ähnlich geht. Wie auch immer, mobiles Lesen wird eher mehr statt weniger werden.

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