Reloaded: Nachgefragt bei … Miss Bookiverse

Logo von Miss BookiverseFoto: Miss Bookiverse

Zu den ersten Interviewpartnerinnen meiner Reihe „Nachgefragt bei …“ zählte Miss Bookiverse von missbookiverse.tumblr.com, welche ich im Mai 2011 befragte. Damals wie heute liebe ich ihren toll gestalteten Blog mit ihrer unverwechselbaren Art zu schreiben. In der Fortsetzung des Interviews geht es unter anderem darum, wie MB heute über die Fragen von damals denkt. Haben sich ihre Lesevorlieben geändert? Bloggt sie mit sieben Jahren Erfahrung anders? Dies und mehr erfahrt Ihr hier! Auf der zweiten Seite findet Ihr das Originalinterview von damals, einfach unten weiterblättern.

Hat sich in den Jahren seit deinem Interview die Ausrichtung deines Blogs geändert oder gab es andere gravierende Änderungen am Blog?

Ja und nein. Die Ausrichtung hat sich kaum verändert, es geht nach wie vor um Bücher und ums Lesen. Allerdings hat sich mein Lesegeschmack gewandelt und mir sind Posts über Neuigkeiten aus der Buchwelt oder Neuzugänge in meinem Regal nicht mehr (so) wichtig. Außerdem ist es mir ein bisschen peinlich meine alten Einträge anzugucken, weil die Fotos teilweise so miserabel waren, aber es ist natürlich auch gut eine Entwicklung zu sehen. Wäre erschreckend, wenn ich heute noch genauso bloggen würde wie vor sechs Jahren.

Mittlerweile studierst du und beschäftigst dich auch wissenschaftlich mit Büchern. Wirkt sich das auch auf deine Einstellung gegenüber Büchern und somit auf Rezensionen aus?

Schon ein bisschen. Mein Studium ermöglicht mir neue Blickwinkel auf Literatur, die mir vorher verborgen waren. Bisher wirkt sich das eher positiv auf mein Lesen aus, ich entdecke z.B. neue Themengebiete für mich. Auf meine Rezensionen wirkt sich das teilweise auch aus, weil ich mich im Moment viel mit dem Lesen und Verfassen wissenschaftlicher Texte auseinandersetze. Da denke ich manchmal auch über den Aufbau meiner Rezensionen kritischer nach, aber im Endeffekt steht bei mir beim Bloggen immer der Spaß im Vordergrund und ich genieße es auf meinem Blog immer „frei Schnauze“ schreiben zu dürfen.

Verwendest du mehr oder weniger Zeit zum Bloggen als früher?

Seit ich studiere, ist es weniger Zeit. Es beschweren sich ja viele darüber, dass sie seit sie Vollzeit arbeiten weniger zum Lesen und Bloggen kommen, bei mir ist es eher umgekehrt. Beim Studium ist man irgendwie nie fertig, es gibt immer noch etwas zu lesen oder zu recherchieren, während Arbeit im besten Fall in einem Rahmen von acht Stunden passiert und danach zu Ende ist, Wochenende inklusive.

Was sind aus deiner Sicht die größten Veränderungen bei den Buchbloggern?

Ich glaube die größte Veränderung ist die Verschiebung auf soziale Netzwerke. Auf Instagram und Twitter ist die Beteiligung viel simpler und höher. Einfach mal was liken, retweeten oder einen kurzen Kommentar schreiben. Das nimmt für die Nutzer nicht so viel Zeit in Anspruch wie einen längeren Kommentar unter einen mehr-paragraphigen Post zu setzen. Und für die Content Creator ist es auch einfacher ein Bild zu schießen (wobei ich das zeitlich bei manchen Bookstagrammern nicht unterschätzen würde) oder ein Statusupdate zu twittern. Eigentlich finde ich das schade, weil gut durchdachte Blogs durchaus mehr zu bieten haben als ein einzelnes Bild oder eine kurze Meinungszusammenfassung. Allerdings sind die Blogs ja auch nicht komplett ausgestorben, ganz im Gegenteil werden viele sogar gezielt professioneller. Das finde ich interessant, aber das wäre nichts für mich. Ich bevorzuge diesen heimeligen Lesetagebuchcharakter meines Blogs.

Fast jeder langjährige Buchblogger hat schon einmal eine Flaute erlebt, wo er wenig bis überhaupt nicht gebloggt hat. Was hat dich zum Weitermachen bewegt?

Eigentlich immer die Leser. Es motiviert mich am meisten, wenn mich jemand fragt, wann z.B. mal wieder ein Beitrag aus meiner Getrunken-Kategorie kommt, wann ich endlich die Neuerscheinungen für nächsten Monat vorstelle oder wenn mir jemand sagt, dass sie/er ein Buch auf meine Empfehlung hin gelesen und geliebt hat.

Viele Blogger haben ihren Buchblog in den letzten Jahren aufgegeben, sei es aus Zeitmangel oder sich verändernden Interessen. Welche drei Buchblogger vermisst du am meisten?

StefanieEmmy von Daydreaming and Dreaming, Captain Cow von Paper Trail und Mundo Phantastico.

Dafür haben aber auch viele Blogger neu angefangen. Nenn uns doch alte oder neue Buchblogs, die du empfehlen kannst!

Collection of Bookmarks hält immer noch tapfer durch (obwohl sie jetzt allein bloggt und nicht wie früher zu zweit) und veröffentlicht nach wie vor äußerst lesenswerte Rezensionen. Liesa von frühlingsmärchen kenne ich noch nicht seit ihren Anfängen, aber ihr erster Blogbeitrag lässt sich immerhin auch auf 2011 datieren. Und schließlich Yvo von Lecture of Life, eine unkaputtbare Konstante in Buchbloggerkreisen.

Hat sich dein Anspruch an eine gute Rezension geändert?

Nicht sehr. Ich lege immer noch Wert auf Originalität und Kreativität. Inzwischen ist mir aber auch die Länge wichtig, ich mag es kurz und knapp auf den Punkt. Ein paar Absätze reichen. Außerdem will ich keine nichtssagenden Floskeln sondern einen innovativen Umgang mit Sprache und nachvollziehbare inhaltliche Punkte. Und bitte keine GIFs, die sind in Rezensionen einfach nicht mein Ding.

Ist deine Einstellung zu Rezensionsexemplaren mittlerweile eine andere?

Ich finde sie sind eine coole Sache, aber sie interessieren mich fast gar nicht mehr. Ab und zu arbeite ich mit einem Verlag zusammen, wenn es um eine/n deutsche/n Autor/in geht, aber Übersetzungen interessieren mich sowieso nicht. Und englische eBooks über Netgalley und co. sind mir im Moment (schon lange) zu anstrengend. Ich brauche weder mehr eBooks zu lesen, noch den damit verbundenen Stress einer Rezensions„pflicht“.

Liest du mehr oder weniger als früher?

Vom Gefühl hätte ich gesagt, es ist ungefähr gleich geblieben, aber die Goodreads-Statistik sagt, dass es Jahr für Jahr weniger wird. Ich hoffe das bedeutet einfach, dass die Qualität angestiegen ist und ich mich länger mit einem Buch auseinandersetze ;D

Ist dein Lieblingsgenre unverändert? Oder hast du mittlerweile einen anderen Lesegeschmack?

Damals galt Young Adult als mein Lieblingsgenre. Aus dem Bereich lese ich immer noch einiges und viele Bücher gefallen mir unheimlich gut, aber ich strecke meine Fühler inzwischen weiter aus und genieße es nicht nur über erste Schmetterlinge und typische Teenagerprobleme zu lesen (diese Gebiete langweilen mich inzwischen regelrecht). Was die Inhalte angeht, mag ich, glaube ich, immer noch das gleiche wie früher: sowohl Contemporary als auch Fantasy oder eine Mischung à la Magical Realism.

Durch das Fortschreiten der Technik sind eBooks wesentlich häufiger als früher. Auch ist es leichter geworden, an Hörbücher zu kommen. Hat dies auch deine Lesegewohnheiten verändert?

Ich würde fast sagen nein, aber nur weil ich schon früher oft Hörbücher und eBooks genutzt habe. Beides sind elementare Bestandteile meiner Lesegewohnheiten. Vor allem Hörbücher genieße ich immer parallel zu meiner gedruckten oder digitalen Lektüre. Abo-Anbieter wie Audible sind da natürlich eine enorm hilfreiche Quelle. Obwohl ich eBooks sehr praktisch finde, könnte ich auf sie am leichtesten verzichten.

Hat sich etwas bei deinem SuB verändert?

Die Anzahl ist lustigerweise unverändert (knapp unter 60), allerdings zähle ich da inzwischen auch einen Haufen eBooks mit rein. Ich hoffe aber (und bin auch recht zuversichtlich), dass keins dieser Bücher mehr eins der Bücher von vor sechs Jahren ist. Interessant finde ich, dass ich damals schon gesagt habe, dass ich lieber ein neues Buch kaufen und es direkt lesen möchte. Das ist nach wie vor mein Motto und im Moment klappt es eigentlich auch ziemlich gut.

Und zu guter Letzt: Wenn du auf das erste Interview schaust, würdest du eine Frage anders beantworten und wenn ja, was wäre deine heutige Antwort drauf?

Die Frage nach meinem schönsten Blogerlebnis würde ich heute etwas konkreter beantworten. Zum einen zählt rückblickend tatsächlich das erste Interview auf deinem Blog dazu. Ich habe mich so geehrt gefühlt in dieser Kategorie verewigt worden zu sein, das Beantworten der Fragen hat mir viel Spaß gemacht und das ganze jetzt noch mal zu wiederholen, ist einfach eine schöne Erfahrung. Zum anderen ist mein schönstes Blogerlebnis inzwischen an die Freundschaften geknüpft, die ich über den Blog geschlossen habe. Es gibt heute drei Mädels in meinem Leben, die ich ohne meinen Blog und die damit verbundene Buchcommunity nie kennen gelernt hätte, und die ich inzwischen regelmäßig „analog“ treffe und zu meinen besten Freunden zähle.

Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast!

Übrigens: Auf der nächsten Seite findet Ihr das erste Interview von vor fünf Jahren!

10 Kommentare

  1. Fünf Jahre schon, holla … ich konnte mich sogar vage daran erinnern, das erste Interview damals gelesen zu haben.

    „Beim Studium ist man irgendwie nie fertig, es gibt immer noch etwas zu lesen oder zu recherchieren, während Arbeit im besten Fall in einem Rahmen von acht Stunden passiert und danach zu Ende ist, Wochenende inklusive.“
    Genau deswegen dachte ich, bei mir wird es mit dem Lesen nach dem Studium besser, aber irgendwie … andererseits hatte es während des Bachelors ja auch noch genauso wie zu Schulzeiten geklappt. Kann jetzt natürlich nur für mich sprechen, aber ich nehme mir mittlerweile einfach nicht mehr die Zeit dafür, da wird dann eher was geguckt oder die diversen Timelines verfolgt. Dabei hab ich in letzter Zeit immer mal wieder gemerkt, dass es einfach Spaß macht, auch mal dazusitzen und einen Batzen am Stück zu lesen.

    Bei den Hörbüchern hinke ich dir da auch ordentlich hinterher, allerdings denke ich jetzt (doch schon) langsam darüber nach, mir doch vielleicht mal ein Audible-Abo zuzulegen. Vor allem weil ich immer öfter Lust habe, noch mal in eine bereits gelesene Welt einzutauchen, aber die Zeit zum Lesen ist nicht unbedingt da/wird nicht genommen. Da wären Hörbücher ideal, gerade wenn die Anreise früh zu wo-auch-immer etwas länger dauert. (Andererseits hatte ich letztens wegen GoT überlegt und der englische Sprecher gefiel mir so gar nicht.)

    Auf jeden Fall schön, dass das Interview so noch einmal aufgenommen wurde!

    • Es sind sogar schon sechs Jahre *duck* Die Zeit ist schnell vergangen 🙂 Schön, dass du dich sogar noch vage erinnern kannst!

      Ich hab ja mittlerweile so ziemlich alles durch: Ausbildung, Arbeit in Vollzeit, Studium mit und ohne Nebenjob, jetzt das Praktikum… Und ich glaube, der große Unterschied zwischen Arbeit und Studium ist, dass man bei der Arbeit feste Zeiten für Freizeit hat, während im Studium die Zeitplanung sehr flexibel ist. Gefühlsmäßig ist es so, dass ich mir bei Arbeit das Lesen fest einplanen muss, während ich im Studium spontan lesen kann. Vermutlich kommt den einen die Spontanität mehr entgegen, während der andere lieber einen festen Rhythmus hat.

      Ich find Audible auch sehr toll und kann dir das nur empfehlen. Die Preise sind imo sehr fair und die App sehr komfortabel. Klar, mit den Sprechern kann man mal Glück und mal Pech haben. Aber so ein richtiger Griff daneben ist doch eher selten.

      • Oh, ups! xD Aber du sagst es. Ich find es auch immer spannend/creepy zu gucken, was wir in der Zeit so alles angestellt haben. Hatte mit dem Buchbloggen zum Ende meiner Schulzeit angefangen und mittlerweile sind da zwei Abschlüsse und der Berufseinstieg mit drin. D:

        Das kann sehr gut sein! Ich muss bei mir auch sagen, dass tatsächlich viel Zeit für anderes draufgeht. Früher wurde zwar auch viel zwischendurch gelesen (im Buch, zwischen Vorlesungen, in Freistunden … das fällt alles mittlerweile weg), aber auch abends/nachmittags setze ich mich nicht mehr hin, um zu lesen, dann wird anderer Kram gemacht. Wenn ich das nur mal wieder ändern würde, wäre es schon deutlich besser. xD

        Ich bin nur vom Abo-Modell von Audible aktuell noch nicht 100% überzeugt … muss dazu aber auch sagen, dass ich da vermutlich von anderen Modellen (Netflix, Bibliotheken) ein bisschen verwöhnt bin, die auch ganz andere Möglichkeiten haben und anders gefördert werden (können). Aber jeden Monat 9,95€ für ein Hörbuch (faktisch ist es ja nicht kostenlos) und alle weiteren kostenpflichtig … klar, sie sind teilweise deutlich günstiger als normal, aber als aktuell noch eher gering Verdienende reizt mich das als zusätzliche, regelmäßige Ausgabe noch nicht so recht. xD Vielleicht hiev ich mich demnächst einfach wirklich mal in die Stadtbibliothek und gucke, ob sie vielleicht auch englische Hörbücher zu bieten hat!

        • Elenas Theorie über Lesen während des Studiums/der Arbeit kommt mir sehr schlüssig vor. Ich glaube, ich habe meinem Studium gegenüber mehr Pflichtgefühl als meiner Arbeit und räume deshalb nicht ganz so viel/schnell Zeit fürs Lesen ein.

          Was die anderen Abomodelle angeht, hinkt Audible schon ein wenig hinterher. Ich glaube, in den USA gibt es sogar ganz andere, je nachdem wie viel du hörst, kannst du auch etwas mehr bezahlen und bekommst dafür mehr im Monat. Na ja und dir gehören die Hörbücher danach natürlich, Netflix und co. sind ja eher eine Art Ausleihe. Alternativ finde ich auch die Bibliothek eine gute Anlaufstelle für Hörbücher, allerdings musst du dich da meist auf deutsche Fassungen beschränken und das ganze vorher erst mal digitalisieren (Onleihe gibt es ja auch, aber das finde ich größtenteils noch nicht ausgereift, weil man bei meiner z.B. nur streamen kann, also online sein muss, wenn man hören möchte).
          Preislich ist Audible aber trotzdem unschlagbar, wenn man bedenkt wie viel ein Hörbuch ohne Abo kostet.

          • @Shiku
            Da ist bei dir echt eine Menge passiert 🙂 Bei mir ja auch: Angefangen kurz nach Ende der Ausbildung und seitdem Fortbildung, Bachelor und nun bald Master ?

            @Audible
            Was ich auch sehr empfehlen kann, sich einfach anzumelden und nach den ersten drei Monaten dann zu pausieren. Es kommen alle paar Monate Rückholangebote, wo man dann drei Monate lang die Guthaben für den halben Preis bekommt. Und ich finde das mit den Pausieren eigentlich generell unproblematisch, da der Zugriff auf die Hörbücher ja weiter gegeben ist. Ich nutze Audible mittlerweile fast ausschließlich für Hörbücher, die mir zu Rezensionszwecken geschenkt werden.

    • Stimmt, bei den anderen Modellen besitzt du die Medien hinterher nicht, aber ich muss auch sagen: Möchte ich eigentlich gar nicht. Aber es ist nun mal, wie es ist und vermutlich lande ich am Ende doch bei Audile. Eine Freundin hatte auch Spotify erwähnt, aber deren Hörbuch-Auswahl ist ja auch noch nicht unendlich. (Und irgendwann gibt es dann auch ein gutes Angebot für Mäkelmenschen wie mich, xD)

      @Elena: Das ist ja auch eine ganze Menge. 😀

  2. Sehr schönes Interview. Damals wie heute. 🙂

    Was das lesen im Studium angeht, muss ich ja wirklich sagen, dass ich mir im Studium viel mehr Zeit für das Lesen genommen habe (auch wenn ich lieber was für die Uni hätte machen sollen), aber ich war flexibler und konnt auch mal (oder häufiger) die Nacht zum Tag machen. ABER es schwang immer irgendwie ein schlechtes Gewissen mit (wenn man lieber was für die Uni tun sollte). Jetzt wo ich arbeite, aber ich weniger Zeit und bin auch Abends häufig zu müde zum Lesen, dafür kann ich komplett abschalten ohne schlechtes Gewissen (die Arbeit lasse ich im Büro). Und Lesen hilft mir extrem beim Stressabbau. Bei mir war das Jahr in dem ich meinen Mann kennengelernt habe übrigens das Jahr in dem ich mit Abstand am wenigstens gelesen habe :D. Das ganze Pendeln, von Wohnung zu Wohnung hat viel Zeit gefressen. Außerdem habe ich viel mehr Computerspiele gespielt. ^^

    • Danke 🙂

      Ja, das schlechte Gewissen, ewiger Begleiter von Studenten. Zumindest auch in meinem Fall. Als ich nur arbeiten gegangen bin, war ich zwar öfters platt, aber eben keine Gewissensbisse wegen der Freizeitgestaltung. Computerspiele sind übrigens immer noch toll ^^

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