„Caraval“ von Stephanie Garber

Auf „Caraval“ sind im Vorfeld viele Lobeshymnen niedergegangen, so dass ich mir das Debüt von Stephanie Garber bestellt habe, ohne die Rezensionen anderer Blogger abzuwarten. Ob mich die magische Performance und das starke Band zweier Schwestern verzaubern konnte, erfahrt Ihr in dieser Rezension.

Mehr Informationen zum Buch
Autorin: Stephanie Garber
Originaltitel: „Caraval“
Reihe: „Caraval“ #1
Seitenzahl: 416 Seiten
Verlag: Flatiron Books
Veröffentlichungsdatum: 31. Januar 2017

Gibt es bald auch in der deutschen Übersetzung.
Deutscher Titel: „Caraval“
Übersetzerin: Diana Bürgel
Seitenzahl: 400 Seiten
Verlag: ivi
Veröffentlichungsdatum: 20. März 2017

A legendary competition.
A mesmerizing romance.
An unbreakable bond between two sisters.

Scarlett has never left the tiny island where she and her beloved sister, Tella, live with their powerful, and cruel, father. Now Scarlett’s father has arranged a marriage for her, and Scarlett thinks her dreams of seeing Caraval, the far-away, once-a-year performance where the audience participates in the show, are over.

But this year, Scarlett’s long-dreamt of invitation finally arrives. With the help of a mysterious sailor, Tella whisks Scarlett away to the show. Only, as soon as they arrive, Tella is kidnapped by Caraval’s mastermind organizer, Legend. It turns out that this season’s Caraval revolves around Tella, and whoever finds her first is the winner.

Scarlett has been told that everything that happens during Caraval is only an elaborate performance. But she nevertheless becomes enmeshed in a game of love, heartbreak, and magic with the other players in the game. And whether Caraval is real or not, she must find Tella before the five nights of the game are over, a dangerous domino effect of consequences is set off, and her sister disappears forever.

Welcome, welcome to Caraval … beware of getting swept too far away.[/grey_box][/expand]

Inhalt

Scarlet lebt zusammen mit ihrer geliebten Schwester Tella und ihren mächtigen, grausamen Vater auf einer kleinen Insel. Seit Jahren träumt Scarlet davon, einmal das magische anmutende Caraval zu sehen: Eine Performance, die nur einmal im Jahr stattfindet und wo das Publikum an der Show teilnimmt. Doch da ihr Vater jetzt eine Heirat für sie arrangiert hat, glaubt Scarlet, dass ihr Traum nie in Erfüllung gehen wird. Doch dann erhält Scarlet die ersehnte Einladung.

Gemeinsam mit einem geheimnisvollen Seemann gelangt Scarlet nach Caraval. Dort erfährt Scarlet, dass der Spielleiter Legend Tella entführt hat und derjenige, der Tella zuerst findet, der Gewinner ist. Fieberhaft sucht Scarlet nach ihrer Schwester und versucht dabei nicht zu vergessen, dass Caraval lediglich eine aufwändige Performance ist. Dennoch findet sie sich bald in einen gefährlichen Strudel aus Gefühlen und Magie. Und die Uhr tickt, denn Scarlet muss Tella finden, bevor die Zeit abgelaufen ist.

Meinung

Eigentlich wollte ich diese Rezension ganz schnell veröffentlichen. Dass sie dennoch länger auf sich warten ließ, liegt vor allem daran, dass es mir wirklich schwer fällt, „Caraval“ zu besprechen und zu bewerten. Dabei mochte ich „Caraval“ zu Beginn sehr, doch mit Fortschreiten der Geschichte fühlte ich mich immer weniger mit ihr verbunden. Ich werde versuchen, dies zu begründen, ohne Euch die Story vorwegzunehmen.

Charaktere

Die Geschichte folgt Scarlet und so weiß der Leser nur das, was auch Scarlet wissen kann. Während ich zu Beginn Scarlets Sicht der Dinge und ihr Verhalten sehr gut nachvollziehen konnte – insbesondere ihr Bedürfnis, ihre Schwester zu schützen und die Hoffnungen, die sie in die Heirat setzt – fiel es mir mit der Zeit immer schwerer. Denn Scarlet ist für ihr Alter und auch ihren Hintergrund aus meiner Sicht viel zu naiv und gefühlsgesteuert, weshalb sie keine bewussten Entscheidungen trifft. Stattdessen schwankt sie in einem fort zwischen sich Sorgen machen und staunender Bewunderung. Auch wird sie nicht müde, bestimmte Gedanken endlos zu wiederholen, von denen der Leser längst ahnt, dass sie nicht der Realität entsprechen. Leider ist sie aus meiner Sicht zudem der einzige Charakter, der im Laufe der Geschichte etwas mehrdimensional und vor allem sympathisch wirkt. Die Beziehung zwischen den Schwestern bekam für mich einen immer schlechteren Beigeschmack, so dass ich ihr Verhältnis zueinander immer kritischer sah. All die anderen Figuren werden zwar sehr detailreich beschrieben, bleiben aber in ihrem Handeln merkwürdig flach und austauschbar. Die unvermeidliche Romanze konnte mich leider keine Sekunde lang wirklich überzeugen.

Sprache & Worldbuilding

Auch die Sprache bereitete mir mit Fortschreiten des Buches so ihre Probleme. Stephanie Garber spielt sehr viel mit Metaphern und am Anfang gefielen mir noch ihre kreativen Beschreibungen. Aber mit Fortschreiten der Handlung hätte ich mir von Scarlet weniger prosaische Beschreibungen von jungen Herren und den Wundern von Caraval gewünscht, sondern analytisches Denken und Handeln. So mal sich über den Sinngehalt der Metaphern trefflich streiten ließe, so manche war aus meiner Sicht ziemlich verunglückt. Gefühlsmäßig ließ die Qualität des Geschriebenen zum Ende hin immer mehr nach.

Manche loben das Worldbuilding, aber den möchte ich mich nicht anschließen. Alles, was in der Hinsicht geschieht, ist spätestens nach dem Betreten von Caraval vergessen. Caraval selbst verströmt ein magisches Flair, das war es aus meiner Sicht aber auch schon. Wie die Magie dort funktioniert, wird nur sehr notdürftig erklärt, und was es mit den Performern auf sich hat, bleibt weitestgehend im Dunkeln. So gerät Caraval zu einer recht wilden Mischung aus exotischen Jahrmarkt und unheimlichen Orten, ohne dass irgendeine interne Logik erkennbar wird.

Der Schluss

Besonders missfiel mir das Ende. Schon der Showdown hinterließ bei mir starkes Befremden, ich fand ihn verstörend. Mancher mag den Schluss als überraschenden Dreh ansehen, der Spannung für das nächste Buch erzeugt. Ich hingegen fand es höchst unbefriedigend, dass auf einmal eine Meta-Ebene eingezogen wird, die alles erklären soll. Überhaupt verändert sich durch das Ende der Blick nicht nur auf einige Figuren, sondern auch die ganze Handlung und ich muss sagen, absolut nicht zum Guten. Mich reizt nach „Caraval“ die Fortsetzung nicht sehr.

Ich würde für die ersten zweihundert Seiten durchaus vier bis fünf Sterne vergeben, doch für die zweite Hälfte dann nur noch zwei bis drei Sterne und für das Ende dann sogar nur einen Stern.

Empfehlung

Wer die blumige Sprache wie in „Daughter of Smoke and Bone“ von Laini Taylor mag, könnte hiermit glücklich werden. Wer jedoch richtiges Worldbuilding, eine bewusst agierende Protagonistin und vor allem eine plausible Handlung erwartet, wird hier vermutlich enttäuscht werden. „Caraval“ ist für mich eine schillernde Seifenblase, die unter allzu genauer Betrachtung zerplatzt.

In einem Satz

„Caraval“ ist wie eine große Zaubershow, an dessen Ende der Magier enthüllt, wie er das Publikum getäuscht hat.

1 Kommentare

  1. Pingback: Rezension zu Caraval von Stephanie Garber - angeltearz liest

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